Dank einer Bewilligung von kultKIT: Deutsch-dänische Begegnungen hat das Technikzentrum Lübeck Schüler der 13. Klassenstufe des betriebswirtschaftlichen Zweiges am Gymnasium Køge (südöstl. v. Kopenhagen) mit mehreren deutschen Betrieben zusammengebracht und ihnen damit Einblicke in die Unterschiede zwischen deutscher und dänischer (Geschäfts)Kultur ermöglicht.
Begegnungen mit deutschen Unternehmen. Das ist einer der Schwerpunkte des sechswöchigen Kurses im Wahlfach Betriebswirtschaftslehre, den die Schüler der 13. Klassestufe des Gymnasiums Køge kurz nach Ostern begonnen haben.
Sie haben unter anderem das deutsche Abfallentsorgungsunternehmen Remondis A/S kennengelernt, das auch einen großen Teil von Seeland und Lolland-Falster abdeckt. Dadurch haben die Schüler Einblicke in die betriebswirtschaftlichen Belange erhalten. Außerdem kamen sie mit Vertretern der Firmen Haferkram, Land&Sea und PLANTObelly zusammen – drei Lübecker Start-ups, die sich alle dem Thema Nachhaltigkeit und Innovation verschrieben haben. Die Schüler haben an Workshops mit den drei Unternehmen teilgenommen und erkunden derzeit die Möglichkeiten, die die Unternehmen ggf. in Dänemark hätten. Später wird man sich erneut treffen, und die Schüler werden den Unternehmen Vorschläge unterbreiten, wie diese zwecks Eintritts in den dänischen Markt das Marketing am besten angehen sollten. Die Präsentation ist Teil ihrer Prüfungsarbeit.
Unterstützt wird das Projekt von kultKIT, das sich für eine Verbesserung der Bildungsangebote in der Fehmarnbeltregion einsetzt.
„Wir möchten unseren jungen Mitbürgern zeigen, wie ihnen bekannte Unterrichtsinhalte in unserer regionalen, grenzüberschreitenden Wirtschaft tatsächlich in der Praxis angewendet werden. Das schafft Relevanz für die Schüler und verbessert die Möglichkeiten, die Stärken unserer Wirtschaft zu wahren und auszubauen“, erläutert Jeppe Pers, Projektleiter von kultKIT, und führt weiter aus:
„Die Schüler erfahren, wie wichtig kleine und mittelständische Unternehmen für die Zusammenarbeit in der Grenzregion sind, und können sich darauf einstellen und vorbereiten, nach der Eröffnung der festen Fehmarnbeltquerung auf beiden Seiten der Grenze zu arbeiten.“
Deutsch mündlich und schriftlich
Die knapp 100 Schüler sind in vier Klassen aufgeteilt, kommen aber aus sehr unterschiedlichen gymnasialen Fachrichtungen. Doch ganz unabhängig vom jeweiligen Hintergrund müssen sie sowohl mündlich als auch schriftlich die deutsche Sprache anwenden und sich mit der deutschen Geschäftskultur auseinandersetzen.
„Mit dem Deutschverständnis hat es besser geklappt als erwartet. Die Schüler waren da selbst überrascht, wenngleich einige eine Zusammenfassung auf Englisch benötigten“, sagt Laura Carøe Fink, die Initiatorin des Projekts. Im Winter 2020 erlangte sie ihr Diplom in Deutsch und Wirtschaft und kam kurz darauf ans Gymnasium Køge. Zuvor verbrachte sie sechs Jahre in Berlin, wo sie auch einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftskommunikation absolvierte. Nachdem sie die Idee hatte, kontaktierte sie unter anderem Niclas Apitz vom Technikzentrum Lübeck, einem Wirtschafts- und Technologiepark.
Interkultureller Kontext
„Die ganze Idee einer Existenzgründung hat ein enormes Potenzial, viele junge Menschen zu begeistern. Für Schüler, Lehrer, Start-ups und uns ist es außerdem interessant, das Thema sowohl aus der Praxis heraus als auch im interkulturellen Kontext zu beleuchten“, erklärt Niclas Apitz und weist darauf hin, dass der dänische Markt Lübeck geografisch näher ist als etwa Bayern, und dass die Achse, die schon immer zwischen Deutschland und Dänemark bestanden hat, durch den Tunnel der Fehmarnbeltquerung noch stärker werden wird.
„Die Schüler von heute sind unsere Kooperationspartner von morgen“, so Apitz.
Um die Unterschiede zwischen dänischer und deutscher Geschäftskultur ansatzweise kennenzulernen, erhielten die Schüler zunächst eine Präsentation des Wachstumshauses Seeland (Væksthus Sjælland), der Leadpartner des Interreg-Projekts German Danish Innovation (GDI), und eine Präsentation von kultKIT.
Firmen begeistert
Das Technikzentrum Lübeck hat den Schülern Einblicke in die deutsche Wirtschaft und die Geschichte Lübecks sowie Begegnungen mit drei Start-up-Unternehmen ermöglicht. Niclas Apitz betont, dass das Event auch für die jungen Unternehmen aus Lübeck eine großartige Gelegenheit war, um jeweils Ihr Produkt den Schülerteams vorzustellen.
„Die Start-ups Haferkram, PlantoBelly und Land&Sea waren von dem Format begeistert. Dazu beitragen hat sicherlich, dass die Schülerteams sehr gut vorbereitet und sehr interessiert an den neuen Ideen der Start-ups waren – das hat man in der Fragerunde gemerkt“, sagt Niclas Apitz vom Technikzentrum Lübeck und betont, „dass es gerade für die Start-ups am Anfang ihrer Geschäftstätigkeit enorm wichtig ist, viele Meinungen zu ihrer Idee einzuholen, um diese zu validieren, also hinreichend zu hinterfragen. Daher war der interkulturelle Austausch mit dänischen Schülern ein klasse Format.“ Jetzt freuen sich sowohl Niclas Apitz als auch die Firmenvertreter schon auf das nächste Projekttreffen.
„Wir sind natürlich sehr gespannt, welche Ideen die Schülerteams sich ausgedacht haben und welche Ergebnisse sie den Start-ups vorstellen werden.
Deutschkenntnisse von Vorteil
„Sprach- und Kulturverständnis sind die Grundlage für eine nachhaltige, dynamische Entwicklung der Grenzregion. Durch die Kombination von Fach- und Kulturkompetenz in einem praktischen Kontext können wir mithelfen, die Perspektive jedes einzelnen Schülers zu erweitern“, sagt Laura Carøe Fink und erklärt, dass einige der Schüler bereits erkannt hätten, dass es von Vorteil ist, die Sprache des Nachbarn zu kennen.
Das sechswöchige Programm schließt mit einer schriftlichen Arbeit und einer Präsentation ab, für die die Schüler Noten erhalten.
Sowohl Laura Fink als auch Jeppe Pers hoffen, dass andere Gymnasien und vielleicht auch Berufsschulen die Idee aufgreifen und ähnliche Projekte durchführen werden.