Bildung · 29 märz 2021 · kultKIT

Gymnasiasten sollen deutschen Firmen eine Tür zum dänischen Markt öffnen

Knapp 100 Gymnasiasten der Abgangsstufe des Køge Gymnasium haben sich für Betriebswirtschaft als Wahlfach entschieden. Gleich nach Ostern werden sie sich für sechs Wochen ausschließlich mit deutsch-dänischem Kultur- und Unternehmensverständnis befassen und dabei auch mit drei Start-up-Unternehmen aus Lübeck zusammenarbeiten. Nach einer kurzen Vorstellung tauschen sich Unternehmen und SchülerInnen zunächst in Workshops aus und begegnen sich einen Monat später wieder. Nun werden Gruppen ausgewählt, um jene Möglichkeiten eingehender auszuloten, die sich den Unternehmen in Dänemark bieten und womöglich Vorschläge zu präsentieren, wie die Unternehmen ihre diesbezügliche Vermarktung ausrichten können. Die Präsentation ist Teil einer Prüfungsarbeit.
Das Schulprojekt wird von kultKIT unterstützt, das auf die Verbesserung des Bildungsangebots in der Fehmarn-Belt-Region abzielt.
„Wir zeigen unseren jungen Mitbürgerinnen und -bürgern, wie im Unterricht Gelerntes in unserer regionalen grenzüberschreitenden Wirtschaft konkret umgesetzt wird. Das schafft Relevanz für die SchülerInnen und erschließt neue Möglichkeiten, die Stärken unserer Wirtschaft aufrechtzuerhalten“, erläutert Jeppe Pers, Projektleiter von kultKIT und setzt fort:
„Die SchülerInnen erlangen ein Verständnis dafür, wie wichtig kleine und mittelständische Unternehmen für die grenzregionale Zusammenarbeit sind, und das Projekt bereitet sie darauf vor, auf beiden Seiten der Grenze zu arbeiten, wenn die feste Querung über den Fehmarn Belt steht“.
Die knapp 100 SchülerInnen verteilen sich auf vier Klassen und decken ein breites Spektrum an gymnasialen Leistungsfächern ab. Ungeachtet ihres jeweiligen Hintergrunds werden sie mündliches und schriftliches Deutsch anwenden und sich mit deutscher Unternehmenskultur auseinandersetzen müssen.
Initiatorin des Projekts ist Laura Carøe Fink, die kurz nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Masterstudiums in Germanistik und BWL im Winter 2020 Anstellung beim Køge Gymnasium fand. Zuvor war Berlin für sechs Jahre ihre Wahlheimat gewesen, wo sie u. a. einen Bachelorgrad in Unternehmenskommunikation erwarb. Mit ihrer Idee wendete sie sich unter anderem an Niclas Apitz vom Technikzentrum Lübeck, einem Business- und Technologiepark.
„Der Gedanke, Existenzgründer zu sein, bietet vielen jungen Menschen ein enormes Inspirationspotenzial. Bei diesem Projekt kommt hinzu, dass es für die SchülerInnen, Lehrkräfte, Start-ups und nicht zuletzt auch für uns wirklich interessant ist, ein Thema nicht nur praktisch sondern gleichzeitig auch in einem interkulturellen Kontext anzugehen“, führt Niclas Apitz aus und weist darauf hin, dass Dänemark näher an Lübeck ist als etwa Bayern, und die Achse zwischen Deutschland und Dänemark, die es seit jeher gibt, weiter gestärkt wird, wenn die feste Verbindung erst steht.
„Die SchülerInnen von heute sind quasi unsere Kooperationspartner von morgen“, fügt er hinzu.
Als Projekteinstieg hat Laura Fink teils eine Einführung durch Væksthus Sjælland, einer öffentlich finanzierten Anlaufstelle für Wachstumsunternehmen und zugleich Leadpartner des Interreg-Projekts German Danish Innovation (GDI), teils eine Einführung durch kultKIT vorgesehen.
Danach werden die SchülerInnen an einem Workshop mit dem deutschen Abfallentsorgungs- und Recyclingunternehmen Remondis A/S teilnehmen, das in weiten Teilen Seelands und Lolland Falsters tätig ist, und mit verschiedenen betriebswirtschaftlichen Themen vertraut gemacht.
Schließlich wird das Technikzentrum Lübeck einen Einblick in deutsche Unternehmenskultur und die Geschichte Lübecks vermitteln und die Begegnungen mit den drei Start-up-Unternehmen ermöglichen.
„Sprachen- und Kulturverständnis ist die Grundlage für eine nachhaltige und dynamische Entwicklung der Grenzregion. Das Verbinden von Fachlichkeit mit kulturellem Verständnis in einem praktischen Kontext erweitert potenziell die Perspektiven des einzelnen jungen Menschen“, erläutert Laura Carøe Fink und führt aus, dass der sechswöchige Verlauf in einer schriftlichen Aufgabe, evtl. mit abschließender mündlicher Präsentation, mündet, die benotet wird.
Die große Frage ist momentan, ob die Schüler sich mit den deutschen Partnern direkt treffen dürfen oder ob die Gespräche als Onlinebegegnungen stattfinden müssen. Aktuell ist Letzteres eher wahrscheinlich.
Sowohl Laura Fink als auch Jeppe Pers hoffen, dass andere Gymnasien und vielleicht auch Berufsschulen die Idee aufgreifen und ähnliche Projekte durchführen.